BUSECK - (cr). „Bei der Bürgermeisterwahl am 14. Juni haben die Busecker eine echte Alternative“, stellte Norbert Weigelt am Dienstagabend im Kulturzentrum in Großen-Buseck fest. Dorthin hatte der Parlamentsvorsitzende zu einer Podiumsdiskussion mit den Kandidaten Susanne Rosemann (FW), Dirk Haas (SPD) und Oliver Steinbach (CDU) geladen. Und dass die Busecker nach der 18-jährigen Amtszeit von Bürgermeister Erhard Reinl großes Interesse an dem Neubeginn haben, zeigte der voll besetzte Saal im Kulturzentrum. Rund 650 Zuhörer verfolgten die Diskussion, die von den für Buseck zuständigen Redakteuren Volker Böhm (Gießener Anzeiger) und Rüdiger Geis (Gießener Allgemeine Zeitung) moderiert wurde.

Dabei zeigte der Abend, dass alle drei Bewerber nicht weit auseinanderliegen, was Dirk Haas und Susanne Rosemann auch in ihren Abschlussstatements betonten. Und nur selten kam auch eine Debatte unter den Anwärtern auf das Bürgermeisteramt auf. Wäre der Applaus ein Indiz für den Wahlausgang, dann hätte Oliver Steinbach gute Chancen auf das Eckzimmer im Busecker Schloss. Sein Vorschlag, die Nachtabschaltung der Straßenlaternen zu überdenken und zumindest an kritischen Punkten wieder die Lampen einzuschalten, erhielt den größten Beifall. Die Reaktion auf das Thema macht deutlich, was die Busecker vom künftigen „Schlosschef“ verlangen: mehr Interesse für ihre Belange und die Bereitschaft, mit ihnen zu kommunizieren.

Oberste Priorität

Ein Punkt, den alle Kandidaten künftig besonders bei den Vereinen umsetzen möchten: „Die Vereinsförderrichtlinien haben oberste Priorität“, erklärte Susanne Rosemann. Ein Verein zahle Strom und ein anderer nicht. Das sei nicht vermittelbar. Von einem Gießkannenprinzip riet sie jedoch ab. Auch für den CDU-Kandidaten Steinbach stehen die Vereinsförderrichtlinien neben dem Haushaltsausgleich an erster Stelle. Zu lange habe das Thema brachgelegen. „Wir brauchen neue Richtlinien, damit die Vereine endlich planen können.“ Dirk Haas sieht diese ebenfalls ganz weit oben auf seiner Aufgabenliste. „Wir müssen endlich Transparenz herstellen. Wo werden Sportplätze von der Gemeinde gemäht und wo nicht? Und was kosten die Gemeinde diese Liegenschaften?“.

Alle Kandidaten waren sich einig, in Zukunft die Vereine bei Entscheidungen mit ins Boot holen zu wollen. Dies sei in der Vergangenheit verpasst worden. Kommunikation sei hier der Schlüssel zum Erfolg, so Haas. Einig waren sich alle drei in der Ablehnung von Hallenbenutzungsgebühren. „Das ist der Tod der Vereine“, erklärte Stein-bach recht drastisch. Haas macht aber auch klar, dass er keine Versprechungen abgeben könne, da das Parlament in dieser Frage das letzte Wort habe.

Uneinigkeit herrschte dagegen beim Thema Freibad. Oliver Steinbach sprach sich für dessen Erhalt und eine Sanierung aus. „Je länger wir warten, desto teurer wird es.“ Wenn der Haushalt wieder ausgeglichen sei, stünden auch wieder Gelder zur Verfügung, um das Freibad zu eröffnen, sagte der 35-jährige Vater eines Sohnes. Für Susanne Rosemann hat der Haushaltsausgleich oberste Priorität. „Wir können uns eine Sanierung für eine Million Euro nicht leisten.“ Schließlich würden auf die Gemeinde Buseck auch noch Folgekosten zukommen. Der SPD-Bewerber nannte den Hallenbadverein Busecker Tal als gutes Beispiel, wie künftig auch das Freibad betrieben werden könne. „Hier haben wir gute Erfahrungen gemacht.“ Ohne ein ordentliches Konzept zum Betrieb gehe es aber nicht.

Einsparungen

Einen Haushaltsausgleich ohne die angestrebte Erhöhung der Grundsteuer B auf 500 Prozentpunkte halten alle drei Kandidaten für möglich. „Einsparungen vor Steuererhöhungen“ war hier das geflügelte Wort. Die Gemeinde Buseck habe noch nie so hohe Steuereinnahmen gehabt, erklärte Steinbach. Es werde aber auch so viel ausgegeben wie nie zuvor. Seinen Ausführungen entgegnete Rosemann, dass von einem Euro 58 Cent an den Kreis abgeführt werden müssten. „Je höher die Einnahmen, desto größer automatisch die Ausgaben“, lautete ihre Rechnung. Haas sieht durch die Auflagen aus Wiesbaden die kommunale Selbstverwaltung eingeschränkt. Mit Förderprogrammen möchte er künftig den Handlungsspielraum von Buseck erweitern.

Auf die persönlichen Fragen der Moderatoren Böhm und Geis erklärte Susanne Rosemann, dass sie bisher einen unpolitischen Wahlkampf geführt habe, damit die Busecker sie von ihrer persönlichen Seite kennenlernen. „Versprechungen kann man im Wahlkampf viele machen, ob man sie aber umsetzt, ist etwas anderes“, erklärte die Freie Wählerin.

Oliver Steinbach sieht die Gräben, die sich in seiner Zeit als Oppositionsführer aufgetan haben, als nicht so tief an, als dass sie eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem Parlament erschweren würden. Es sei nun einmal seine Aufgabe gewesen, den Finger in die Wunde zu legen. Auf Kuschelkurs ging Dirk Haas mit Susanne Rosemann. Auch wenn nur ein Koalitionskandidat gewinnen könne, sehe er keine Probleme für die weitere parlamentarische Arbeit zwischen Freien Wählern und Sozialdemokraten. „Susanne Rosemann und ich verstehen uns gut und gönnen uns gegenseitig den Wahlgewinn“, sagte Haas.

Bei der Frage nach den Bereichen, wo sie interkommunale Zusammenarbeit ausschließen, nannte Rosemann das Standesamt. Oliver Steinbach schloss alles mit Servicecharakter aus und Dirk Haas sieht noch weiteren Bedarf für weitergehende Zusammenarbeit. Der 53-Jährige nannte als Beispiele die Hochschule und Betriebe.

Zum Abschluss war eine Prognose zum Wahlausgang gefragt. Nur Steinbach traute sich. Er sieht sich in der Stichwahl mit seinem sozialdemokratischen Kontrahenten Dirk Haas. Ob dies wirklich so kommt, wird der Wähler am 14. Juni entscheiden. Eine Stichwahl fände am 28. Juni statt.

http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/buseck/inhaltlich-viele-gemeinsamkeiten_15458389.htm

Aus dem Gießener Anzeiger vom 28.05.2015

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